Aufschlussreiche Trends auf dem Wohnungsmarkt: Entwicklung der Nachfrage

Verändertes Verhalten aufgrund des Wohnraummangels

Der Wohnraummangel in der Schweiz beeinflusst das Verhalten der Bewohner erheblich, insbesondere durch einen Rückgang der Umzugsrate. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) sank die Umzugsrate im Jahr 2022 auf 9,5 %, was 701.000 Personen entspricht – 68.200 weniger als im Jahr 2020 (Abbildung 1). Dieser Rückgang ist insbesondere bei Umzügen innerhalb von Gemeinden und Kantonen ausgeprägt, während die Zahl der kantonsübergreifenden Umzüge zunimmt.

Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum Trend des Homeoffice, das viele Haushalte dazu veranlasst hat, nach größeren oder günstigeren Wohnungen zu suchen – selbst in entfernteren Gebieten.

Anstieg der durchschnittlichen Wohndauer

Der Rückgang der Umzüge geht mit einer Zunahme der durchschnittlichen Wohndauer einher, insbesondere in Mietwohnungen. Auf nationaler Ebene beträgt diese Dauer durchschnittlich 8,5 Jahre. In Genf erreichte sie 2024 mit über 14 Jahren einen Höchststand – ein Anstieg um sieben Monate seit 2019. Auch in der Zentralschweiz und der Region Nyon hat sich die Wohndauer um zwei bis drei Jahre verlängert. Im Gegensatz dazu ist sie in der Region Lugano um fast zwei Jahre gesunken.

Auswirkungen des Mietrechts und der Mietkosten

Das Mietrecht spielt eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung. Die Mieten bestehender Verträge sind oft an den Referenzzinssatz gekoppelt, der über mehrere Jahre hinweg gesunken ist. Dies hat dazu geführt, dass viele Mieter von stabilen oder sogar sinkenden Mietkosten profitieren konnten. Im Gegensatz dazu weisen neu auf den Markt kommende Wohnungen aufgrund des begrenzten Angebots deutlich höhere Mietpreise auf. Ein Umzug bedeutet daher in vielen Fällen eine erhebliche Mehrbelastung für eine vergleichbare Wohnung.

Hohe Umzugsraten trotz langer Wohndauer

Laut einer Analyse vom April 2024 würden für 28 % der Haushalte die Wohnkosten nach einem Umzug mehr als ein Drittel ihres Bruttoeinkommens ausmachen. Dieses Problem ist besonders ausgeprägt in Kantonen wie Genf, Zug, Zürich, Waadt und Tessin. Städte wie Genf, Lausanne und Zug verzeichnen daher eine Kombination aus langen Mietdauern und gleichzeitig hohen Umzugsraten, was die Schwierigkeiten junger Menschen und mobiler Haushalte bei der Wohnungssuche widerspiegelt.

Suche nach bezahlbarem Wohnraum: größere Umzugsdistanzen

Die Suche nach erschwinglichen Wohnungen führt dazu, dass Haushalte zunehmend aus den Stadtzentren wegziehen. Im Jahr 2024 stieg die durchschnittliche Umzugsdistanz um 9,2 % auf 13,7 km. Besonders betroffen sind junge Erwachsene (18–25 Jahre) mit einem Anstieg von 12,3 %, während ältere Haushalte im Durchschnitt 11,8 km zurücklegen – auch hier mit einer wachsenden Tendenz.

Neue Dynamik der Migrationsströme

Die innerstaatlichen Migrationsströme verändern sich. Bewohner großer Städte ziehen vermehrt in kleine und mittelgroße urbane Zentren, deren Agglomerationen sowie in das Umland. Auch ausländische Neuankömmlinge bevorzugen zunehmend diese Regionen anstelle der großen Wirtschaftszentren. Gleichzeitig nimmt die Zuwanderung in die Großstädte ab.

Kantonale Gewinner und Verlierer

Die interkantonalen Umzugsströme zeigen deutliche Trends. Die Kantone Zürich, Waadt, Zug und die beiden Basel verzeichnen Bevölkerungsverluste, während Kantone wie Aargau, Solothurn, Luzern und Wallis ein Wachstum durch vermehrte Zuzüge erleben.